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Guinea: Wütende Reaktionen auf das Massaker von Conakry

Das durch guineische Militärs verübte Massaker, bei dem am 28. September während einer Oppositionskundgebung nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mindestens 157 Menschen getötet, 109 Frauen öffentlich vergewaltigt und mehr als tausend Personen verletzt worden waren, hat in zahlreichen Ländern zu wütenden Reaktionen seitens der dort lebenden Exilguineer_innen geführt.

In Paris drangen am Morgen des 29. September ungefähr 40 Demonstrant_innen in die guineische Botschaft ein und zerstörten die Inneneinrichtung der Empfangshalle. Dabei wurden allerdings 21 Personen von der französischen Polizei festgenommen. Am gleichen Tag war auch die guineische Vertretung in der gabunischen Hauptstadt Libreville angegriffen worden. Dort zündeten die Protestierenden auf dem zum Gebäude gehörenden Stellplatz mehrere geparkte Autos an.

Aufgerufen von verschiedenen Frauenorganisationen zogen am Samstag, dem 7. November, vorwiegend Frauen guineischer Herkunft durch das Zentrum Brüssels, um neben den Toten und Verletzten auch die öffentliche Massenvergewaltigung des 28.9. anzuklagen. Mit roten Halstüchern und Pullovern bekleidet, trugen die Teilnehmer_innen Fotos von vergewaltigten Frauen und Banderolen mit Sprüchen wie „Alle Frauen der Welt sind gedemütigt worden, wir fordern Gerechtigkeit – und so etwas nie mehr in Guinea“ oder „Die Kriminellen und Vergewaltiger nach Den Haag, vor den Internationalen Gerichtshof“ .

In Deutschland fanden am 09. Oktober vor der guineischen Botschaft in Berlin und am 28. November in Bremen kleinere Demonstrationen gegen das Militärregime von Dadis Camara statt.

In Conakry selbst scheint die Bevölkerung, immer noch traumatisiert von den blutigen Ereignissen, eher den stillen Protest zu wählen. In ihrer Onlineausgabe vom 07. November berichtet ‚Jeune Afrique’, dass derzeit Uniformträger, egal ob Soldaten oder Polizisten, im doppelten Sinne des Wortes den Preis für ihre Verbrechen bzw. die ihrer Kollegen zu zahlen haben. Wenn sie auf den Märkten überhaupt bedient werden, zahlen sie das Doppelte. Taxis nehmen sie nicht mehr mit und auch sonst bekommen sie deutlich zu spüren, dass sie nicht gerne gesehen sind.

Die Uno-Kommission, die das Massaker untersucht hat, kommt in ihrem dem Sicherheitsrat am 19.12. vorgestellten Bericht zu dem Ergebnis, dass “ genügend Anhaltspunkte für eine direkte strafrechtliche Verantwortung“ von Präsident Dadis Camara, dem Leiter der Präsidialgarde Toumba Diakite und dem Chef der Anti-Drogeneinheit Thegboro Camara vorliegen. Das Untersuchungsteam empfiehlt deshalb Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

Vgl.: Massacres en Guinée : les militaires changent de tenue de camouflage. 07.11.2009. URL http://www.jeuneafrique.com, Stand 01.12.09.

Vgl.: Nouvelles Internationales : Bruxelles : Sur l’initiative des femmes, les guinéens de Belgique manifestent encore contre les viols et violences en Guinée. 07.11.09. URL http://www.guineenews.org, Stand 01.12.09.

Vgl.: Solidaritätsmarsch für Guinea. 28.11.09. URL http://de.indymedia.org, Stand 01.12.09.

Vgl.: L’ambassade de Guinée à Paris saccagée. 01.10.09. URL http://www.liberation.fr/monde, Stand 16.11.2009.

Vgl.: Uno-Kommission bezichtigt Guineas Diktator. 22.12.09. Zitat ebenda. Neue Zürcher Zeitung