In der 12.000 Einwohner zählenden Stadt Obo, im Süden der Zentralafrikanischen Republik, hat die lokale Bevölkerung vier Selbstverteidigungsmilizen gegen die Lord’s Resistance Army (LRA – „Widerstandsarmee des Herrn“) aufgestellt.
„Als die Tongo Tongo (Spitzname der LRA, bedeutet soviel wie: die die niemals schlafen) zum ersten mal Obo angriffen, entführten sie unsere Kinder und vergewaltigten unsere Frauen. Es kostete uns 70 Menschenleben, aber wir schworen, dass wir das nie wieder zulassen werden“, sagt Joseph Fele, ein ehemaliger einfacher Bauer und jetzt der Anführer einer Selbstverteidigungsmiliz.
Dreimal täglich patrouillieren vier Gruppen in gefährlichen Gebieten und begleiten Zivilist_innen zu Wasserstellen und Kirchen. Die Beteiligung ist freiwillig. Einige der Milizionäre sind noch Teenager, andere bereits über 50. „So unprofessionell und verzweifelt sie auch wirken, sie bilden die letzte Verteidigungslinie in einer Gemeinschaft die um das Überleben kämpft“ (Observer 16.5.2010).
Sie erhalten keine öffentliche Unterstützung, jeder Milizionär muss sich selbst mit Lebensmittel versorgen. „Wenn wir von der Regierung unterstützt würden, könnte wir schnell mit der LRA fertig werden“, sagt Fele. Aber die 30 Regierungssoldaten, die in Obo stationiert sind, nähmen lieber reiß-aus, wenn sich die LRA nähert.
Im Norden Ugandas wurde die LRA 1987 als fundamentalchristliche paramilitärische Gruppe unter der Führung von Joseph Kony gegründet. Sie kämpfte ursprünglich gegen die Regierung Museveni und für die Errichtung eines Gottesstaates, der auf den christlichen Zehn Geboten basieren sollte. Heute ist ihre politische Agenda unklar. Ihr werden zahlreiche schwere Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Seit ihrer Vertreibung aus Uganda terrorisieren sie die Bevölkerungen bevorzugt in den grenznahen Gebieten der Demokratischen Republik Kongo, des Sudan und der Zentralafrikanische Republik. Anfang Mai meldete die UN einen dramatischen Anstieg der Häufigkeit und der Brutalität der Angriffe von LRA-Kämpfern gegen Zivilist_innen in der Region.
Observer 16.5.2010
Siehe auch eine Fotostrecke in der FR-online