Seit Anfang Mai streiken Transportarbeiter_innen in Südafrika. Etwa 85 Prozent der 54.000 Arbeitnehmer der staatseigenen Transnet haben sich dem Streikaufruf der Gewerkschaften angeschlossen. Transnet ist die größte südafrikanische Transportgesellschaft und für den Eisenbahnverkehr, die Häfen und den Betrieb von Pipelines zuständig. Sie bewegt täglich Tausende von Tonnen Fracht auf Schienen und in südafrikanischen Häfen. Der Streik schließt auch die Schiffsindustrie mit ein.
Am 10.5 hatten zunächst 18.000 Arbeiter_innen mit einem unbefristeten Streik für höhere Löhne begonnen, der sich rasch zu einem landesweiten Streik ausdehnte. Weil auch die Züge durch den Ausstand nicht verkehren, können viele Arbeitnehmer_innen im ganzen Land ihre Arbeitsplätze nicht erreichen.
Im Hafen von Durban stehen Containerschiffe Schlange, manche drehen Richtung Südamerika ab, um dort ihre eigentlich für Südafrika bestimmten Güter abzuladen. Ladungen von Platinum, Ferror Chrome und Iron Ore erreichen ihre Kunden nicht. Steinkohle für Europa und Asien ist noch ausreichend in den Hallen am Hafen gelagert, aber Transnet hat den Kohlentransport von Witbank in den Hafen von Richards Bay gestoppt. Die Produktion in den Bergbauminen muss möglicherweise gedrosselt werden, weil der Lagerraum zu knapp wird. Selbst südafrikanischer Wein wird nicht mehr geliefert.
WM-Fracht werde allerdings prioritär behandelt, sagt David Bertram, Manager bei der Reederei MSC. „Es ist die einzige Fracht, die durchkommt.“ So habe ein deutscher TV-Sender seine Geräte an Land bringen können.
taz 14.05 2010. 21.05.2010