Mitte Juli verfügte ein Gericht in Botswana, dass die San (Buschmänner), die im Central Kalahari Game Reservat (CKGR) leben, von ihrer Wasserversorgung abgeschnitten werden. Laut dem Urteil dürfen sie weder einen bestehenden Brunnen in der Nähe ihrer Siedlung nutzen, noch Bohrlöcher graben. Nicht einmal einen alten Brunnen, den die Regierung selbst angelegt hatte, dürfen sie noch benutzen.
Das Gericht verweigert den ursprünglichen Bewohnern des Parks damit den für sie nächsten Zugang zu Wasser. Mehrere hundert Männer, Frauen und Kinder müssen nun zum Teil tagelang laufen, um in der Wüste des Kalahari-Parks Wasser zu finden.
Doch auch von außerhalb des Parks könnten sie nicht so einfach Wasser holen, da Parkwächter sie daran hindern, mit Eselskarren in den Park zu fahren, weil im Park keine domestizierten Tiere erlaubt sind.
„Wie sollen wir ohne Wasser überleben?“, fragt Jumanda Gakelebone, der Sprecher der San. Er kündigte an, dass sie gegen das Urteil Berufung einlegen werden.
Die Nichtregierungsorganisation Survival International bezeichnet den Umgang der botswanischen Behörden mit den San als „ethnische Säuberung“ , weil die Maßnahme darauf zielt, sie aus dem Park zu vertreiben, um ungestört neue Luxushotels bauen und Diamantenfelder erschließen zu lassen.
Der Hintergrund des aktuellen Urteils ist, dass unweit der San-Siedlung eine neue Luxus-Safari-Unterkunft liegt, die Wasserlöcher für Tiere anlegt. Die Regierung spricht beschönigend von einen „Landnutzungskonflikt“.
Bereits im Jahr 2002 klagten rund 1000 San gegen die Vertreibungspolitik der Regierung, nachdem diese damals bestehende Brunnen im Park versiegelt hatte. 2006 urteilte das Gericht, dass die San laut Verfassung ein Recht darauf haben, im Reservat zu leben. Sie dürften dort, wo ihre Vorfahren begraben sind und ihre vertrauten Jagdgründe liegen, ein „traditionelles Leben“ führen.
Die Regierung begründet ihre aktuellen Vertreibungspraktiken damit, dass die San inzwischen keine reinen Jäger und Sammler mehr seien, sondern kleine dauerhafte Siedlungen im Park gebildet hätten. Zudem würden sie nicht mehr nur mit Pfeil und Bogen jagen, sondern auch mit Gewehren. Damit würden sie den Wildbestand gefährden. Zudem hätten sie Felder angelegt und würden Haustiere halten.
Rasantes Wirtschaftswachstum, solide Finanzlage, relativer Wohlstand (im Vergleich zu den meisten afrikanischen Ländern ist das jährliche Pro-Kopf-Einkommen in Botswana mit ca. 7.000 US-Dollar sehr hoch) sowie innenpolitische Stabilität und Kontinuität gelten als die auffälligsten Merkmale der afrikanischen „Musterdemokratie“ Botswana. Das deutsche Auswärtige Amt findet, dass die Aufrechterhaltung und Stärkung der Demokratie, die Achtung der Menschenrechte, die Entwicklung des Landes sowie das friedliche Zusammenleben und Toleranz der Rassen und Konfessionen Hauptziele der botswanischen Innenpolitik seien und das Land deswegen für die deutsche Wirtschaft interessant sei. Dass Entwicklung und „Good Governance“ auf botswanisch etnische Säuberungen gegen San mit einschließt, stört da wenig.
Quellen: FR 23.07.2010, KStA 3.8.2010; www.auswaertiges-amt.de