Der 14jährige Garhi Nayem wurde am Sonntag dem 24.10. in der von Marokko besetzten Westsahara von marokkanischen Sicherheitskräften erschossen. Er starb, als die Soldaten den Geländewagen beschossen, mit dem er und sieben weitere Sahrauis Lebensmittel, Wasser und Medikamente in ein Protestlager ca. 70 km südöstlich der Stadt El Aioun bringen wollten. Weitere Menschen wurden verletzt, mindestens einer schwebte am 25.10 laut el pais noch in Lebensgefahr (die taz meldete am 26.10. als einzige Zeitung sein Ableben).
In dem „Camp der Würde“ campieren seit dem 4.10. ca. 20.000 Westsahauris aus Protest gegen die schlechten Lebensbedingungen. Anders als bei früheren Demonstrationen steht die Forderung nach Unabhängigkeit nicht im Vordergrund – es geht um soziale Gerechtigkeit. Ein Sprecher des Camps beklagte, dass nur eingewanderte Marrokaner Häuser und Wohnungen besitzen dürften oder Lizenzen für Geschäfte bekämen. Auch bei der Bildung und bei der Vergabe von Arbeitsplätzen hätten die Sahrauis das Nachsehen.
Die marokkanischen Behörden hatten 2.000 Soldaten um das durch Sandwälle und Stacheldraht von der Außenwelt abgeriegelte Lager zusammengezogen und kontrollierten das Geschehen von Hubschraubern aus. Am 21.10 wurde der Handyempfang gekappt. Kontrollpunkte wurden errichtet. Die Menschen wurden von der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser abgeschnitten.
Damit sollte verhindert werden, dass sich noch mehr Menschen im Camp niederlassen. In Smara und Boujdour gibt es ähnliche Aktionen. Insgesamt wurden bei den Protesten bisher etwa 70 Personen verletzt worden.
Quellen: taz 23.10.2010, 26.10.2010; indymedia 25.10.2010; el pais 26.10.2010; junge Welt 26.10.2010; Neues Deutschland 26.10.2010