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Westsahara: Armee stürmt Camp der Würde – 12 Tote

Die marokkanische Armee hat am Montag den 8.11.2010 ein Protestcamp in der Westsahara, das sogenannte Camp der Würde (izindaba.info berichtete), gestürmt und dem Erdboden gleichgemacht.

Der Sturm auf das Camp habe frühmorgens begonnen, Armee und Gendarmerie hätten Schlagstöcke, Gummigeschosse, Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt. Hubschrauber überflogen die Szene, meldete die taz. Dabei starben nach sahrauischen Angaben 12 Menschen. Marokko spricht von zwei getöteten Polizisten und einem Feuerwehrmann. Mehrere Hundert Demonstranten wurden schwer verletzt. Das Camp wurde dem Erdboden gleichgemacht, die Zelte in Brand gesteckt. Jugendliche setzten sich mit Steinen und Knüppeln zur Wehr.

In Laâyoune errichteten junge Sahrauis Barrikaden und verbrannten marokkanische Fahnen, während die marokkanische Polizei von Sahrauis bewohnte Stadtteile Haus für Haus durchsuchte. Wer dabei zum Handy griff, wurde von den Beamten brutal zusammengeschlagen. Das Stadtbild war von Krankenwagen beherrscht, die Verletzte vom Camp in die Stadt brachten. Nach der völligen Zerstörung des Camps öffneten Armee und Gendarmerie einen Korridor und ließen tausende Menschen zu Fuß Richtung Stadt abziehen.

Seit etwas mehr als drei Wochen lebten rund 20.000 Sahrauis in dem Camp 18 Kilometer außerhalb von Laâyoune, um gegen ihre soziale Marginalisierung zu protestieren. Marokko, das die Region an Afrikas Nordwestküste seit 35 Jahren besetzt hält, bevorzugt nach Ansicht der Sahrauis die eingewanderte marokkanischstämmige Bevölkerung bei Bildung, Arbeit und Wohnung.

taz 9.11.2010; de.indymedia.org 9.11.2010