Am 14. 12. verhaftete die Polizei in der sudanesischen Hauptstadt Khartum 46 Frauenaktivistinnen und sechs solidarische Männer, die gegen das Auspeitschen von Frauen, protestierten. Nachdem sie sich vergeblich um eine Genehmigung für die Demonstration bemüht hatten, versammelten sie sich trotzdem vor dem Justizministerium. Dort wurde die kleine Demonstration von Riot-Bullen gekesselt und alle Anwesenden wurden festgenommen. Auf der Wache wurden einige Frauen nach eigenen Angaben geschlagen. Alle Festgenommenen wurden inzwischen wieder freigelassen, müssen aber mit einem Ermittlungsverfahren rechnen. Einem britischen Reporter wurde während der Demo von Zivilpolizisten seine Filmequipment beschlagnahmt.
Auslöser für die Demonstration war ein Internetvideo, dass zeigte, wie eine Frau von lachenden Polizeibeamten ausgepeitscht wurde, weil sie Hosen getragen hatte. Die Frauen der Initiative gegen Frauenunterdrückung (“No to Subjugating Women Initiative”) riefen „Wer Eure Frauen erniedrigt, erniedrigt Euch alle“ und forderten die Abschaffung aller Gesetze, die Frauen erniedrigen.
Das Auspeitschen ist nach sudanesischem Scharia-Recht eine übliche Bestrafung für solch „üble Verbrechen“ wie Alkoholkonsum und „Ehebruch“. Ungenaue Gesetze, die die Kleiderordnung und das Verhalten von Frauen in der Öffentlichkeit regeln, führen zu einer willkürlichen Strafverfolgungspraxis, die eben auch das Auspeitschen beinhalten kann.
Reuters 14.12.2010, www.bloomberg.com 14.12.2010, New York Times 15.12.2010, www.stern.de 15.12.2010