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Mahnwache begleitet Prozessbeginn zum Tod Oury Jallohs

Begleitet von der Aufforderung Brecht das Schweigen – für Wahrheit und Gerechtigkeit begann am 15.01.2011 der an das Magdeburger Landgericht zurück verwiesene Prozesses um den Tod Oury Jallohs auf dem Polizeirevier Dessau vor fast genau sechs Jahren.

Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hatte im Januar letzten Jahres den Freispruch für den damals zuständigen Polizei-Dienstgruppenleiter Schubert aufgehoben und angeordnet, den Fall vor dem Landgericht Magdeburg neu zu verhandeln. Das erste Urteil des Dessauer Landgerichts wurde von den Karlsruher Richter_innen als in der Urteilsbegründung lückenhaft und in der Beweisführung nicht nachvollziehbar zurückgewiesen.

Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber war, an Händen und Füßen auf einer feuerfesten Matratze angekettet, am Morgen des 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle bei lebendigem Leibe verbrannt. Viele Ungereimtheiten, deren Klärung im ersten Prozess aufgrund von Aussageverweigerungen der Angeklagten und Polizeizeugen nicht gelang, stehen somit weiterhin im Raum. So geht es unter anderem um ein Feuerzeug, dessen verkohlte Reste erst Tage nach der ersten Tatortsicherung gefunden wurden. Zudem stellt sich die Frage, woher ein frischer Nasenbeinbruch und Ohrverletzungen des Opfers stammen, die bei einer zweiten Obduktion entdeckt wurden. Und warum betraten bis heute nicht bekannte Personen, deren Stimmen eine Polizeizeugin über den Lautsprecher des Dienstzimmers angeblich nicht zu erkennen vermochte, etwa eine halbe Stunde vor Ausbruch des Brandes die Zelle, ohne dies den Gepflogenheiten entsprechend zu dokumentieren?

Im Zusammenhang mit diesen und weiteren zahlreichen Fragestellungen begleiteten Aktivist_innen der Initiative Oury Jalloh den ersten Prozesstag mit einer Mahnwache und forderten auf einem Transparent Wahrheit und Gerechtigkeit.

Bereits am 7. Januar 2011 hatten anlässlich des sechsten Todestages von Oury Jalloh 150 – 200 Menschen in Dessau für umfassende Aufklärung und eine Anklage gegen die verantwortlichen Polizeibeamten wegen Mordes demonstriert. Mit Särgen erinnerten sie an die Namen weiterer Todesopfer rassistischer Gewalt in Deutschland: Dominique Kouamadio, Halim Dener, Markus Omafuma, Mohammad Sillah, Arumugasamy Subramaniam.

Quellen:

http://thecaravan.org/node/2725

Was geschah in Gewahrsamszelle 5? Frankfurter Rundschau. 12.01.2011

Der Angeklagte schweigt. Frankfurter Rundschau. 13.01.2011

Bild:http://www.umbruch-bildarchiv.de

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