Zur Unterstützung der hungerstreikenden Migrant_innen in Griechenland legten am 02.03.11 zahlreiche Aktivist_innen mit einer Online-Demo die Webseiten griechischer Behörden lahm. Antirassistische Netzwerke aus ganz Europa hatten für diesen Tag dazu aufgerufen, mit Hilfe eines auf mehreren Servern hinterlegten Programms ständig Bilder von Webseiten der Polizei und mehrerer Ministerien zu laden, „so dass diese unter der Last der Anfragen zusammenbrachen.“
Auch in Griechenland selbst erfährt der Kampf der 287 Hungerstreikenden zahlreiche Unterstützung. So fanden in den letzten Tagen in mehreren Städten Solidaritätsdemonstrationen statt. In Athen gingen 2000, in Thessaloniki 2500 Menschen für die Forderungen der Flüchtlinge auf die Straße. Als die Polizei Ende Februar in verschiedenen Krankenhäusern die Personalien der ersten dort eingelieferten Hungerstreikenden feststellen wollte, konnte dies teilweise durch das Eingreifen des Klinikpersonals verhindert werden. Der anschließende Versuch der Sicherheitskräfte, dafür die Personalien der an dieser Aktion Beteiligten aufzunehmen, rief wütende Proteste hervor.
Der Gesundheitszustand vieler der seit dem 25. Januar Hungernden wird zunehmend kritisch. Nach Angaben der Unterstützungsgruppe stieg bis Donnerstag die Zahl der mittlerweile stationär Behandelten auf 98 an. Nach Meinung der verantwortlichen Ärzte haben die Betroffenen bereits 10 Prozent ihres Körpergewichts verloren. Manche leiden an akutem Nierenversagen, es drohen Dauerschäden und bleibende Behinderungen. Da einige zudem die Einnahme von Flüssigkeit verweigern, muss im Falle von sich noch länger hinziehenden Verhandlungen mit den ersten Toten gerechnet werden.
Die überwiegend aus den Maghrebstaaten eingewanderten hungerstreikenden Migrant_innen fordern unter anderem ein Bleiberecht für alle der auf 250 000 bis 470000 geschätzten im Land lebenden Sans Papiers. Das vom griechischen Innenminister in der letzten Woche gemachte ‚Angebot‘, den Hungerstreik für eine sechsmonatige Duldung, verbunden mit einer individuellen Statusüberprüfung, abzubrechen, lehnten sie ab. Angesichts der zugespitzten Lage steht die griechische Regierung unter starkem Druck. Deshalb arbeiten derzeit das Arbeits- und das Innenministerium an einem erneuten Kompromissvorschlag, der vermutlich einen Teil der Migrant_innen legalisieren würde. Eine Legalisierung aller Betroffenen wird mit dem Hinweis verweigert, dass das Land dann aus dem Schengen-Abkommen ausgeschlossen würde.
Quellen:
http://tab.blogsport.de/
http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/online-demo-fuer-hungerstreikende/
Migranten im Hungerstreik. Neue Zürcher Zeitung. 03.03.11