Burkina Faso wird seit dem am 20.02.11 durch Polizeischläge verursachten Tod des Schülers Justin Zongo von einer Schüler- und Student_innenrevolte erschüttert.
Nachdem die verantwortlichen Behörden der Stadt Koudougou noch versucht hatten, den Vorfall zu vertuschen und als Todesursache eine Meningitis angaben, entlud sich der Zorn der Jugendlichen über die in dem Land endemische und nur selten bestrafte Brutalität der Polizei in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften und zahlreichen Angriffen auf Polizeistationen, lokalen Behörden und Parteibüros der regierenden CDP. Viele dieser Gebäude wurden niedergebrannt.
Begonnen hatten die Unruhen am 22. Februar in Koudougou, wo tausende von Demonstrant_innen mit dem Ruf nach Gerechtigkeit und Bestrafung der Verantwortlichen auf die Straße gingen. Diesem Motto folgten Demonstrant_innen in vielen anderen Städten Burkina Fasos und lieferten sich ebenso wie in Koudougou heftige Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften. In der Hauptstadt Ouagadogou hatte die nationale Studentenvereinigung ANEB für den 11. März zu einer Demonstration gegen die Kultur der Straffreiheit aufgerufen. Auch hierbei fanden massive Auseinandersetzungen zwischen Demonstrant_innen und Polizei sowie Militärs statt. Insgesamt kamen bei den Unruhen bisher sechs Menschen, darunter auch Polizisten, ums Leben, viele wurden verletzt.
Verschiedenste Organisationen der Zivilgesellschaft, Oppositionsparteien und Gewerkschaftsverbände erklärten sich mit den Jugendprotesten solidarisch. So organisierte die Nationale Koalition für den Kampf gegen das teure Leben (CCVC) am 19.03. am Gewerkschaftshaus in Ouagadogou eine große Kundgebung, in der die Regierung unter dem Präsidenten Blaise Campaoré, geprägt von Korruption, Betrug und einer Kultur der Straffreiheit insbesondere gegenüber den staatlichen Repressionsorganen, für die Revolte verantwortlich gemacht wurde.
Dem Regime unter Compoaré, der sich seit 25 Jahren an der Macht befindet und im November letzten Jahres nach einer umstrittenen Wahl sein Mandat erneut verlängerte, werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Der Mord an Thomas Sankara vor 25 Jahren, der dem jetzigen Präsidenten den Weg zur Macht ebnete, bleibt bisher ebenso ungeklärt wie weitere Morde – u.a. der an dem regimekritischen Journalisten Norbert Zongo im Jahre 1998 – oder dem spurlosen Verschwinden von missliebigen Funktionären der Studentengewerkschaften. Auch das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte bei Demonstrationen sowie Schläge auf den Polizeiwachen gehören zum Alltag der Menschen von Burkina Faso. Der Schüler Justin Zongo war wegen eines geringfügigen Streits von einer Mitschülerin angezeigt und von Polizisten mit auf die Wache genommen worden. Dabei wurde er zum ersten Mal verprügelt. Da er die Geldsumme, zu der er verurteilt worden war, nicht bezahlen konnte, holte ihn die Polizei erneut von der Schule ab. Auch diesmal schlugen ihn die Polizisten zusammen, obwohl er nach dem ersten ‚Verhör‘ im Krankenhaus hatte behandelt werden müssen. Justin Zongo überlebte diese weitere Misshandlung nicht, er starb etwas später an einem durch absichtliche Verletzungen und Schläge entstandenen Trauma.
Das Regime konnte sich bisher nur zu einer Reaktion auf die Geschehnisse durchringen: es schloss bis auf weiteres alle Schulen und Universitäten.
Quellen:
www.lepays.bf/spip.php?article4930