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USA: Wachsende Kritik am ‚land grab‘

Die Kritik am landgrab geht zunehmend auch von Weltbank, UNO und ihr nahe stehenden Institutionen aus. Das landgrab bezeichnet längerfristige Pacht- oder Kaufverträge, mit denen vorwiegend in afrikanische Staaten ausländischen Konzernen oder Staatsfonds Agrarland zur Kultivierung überlassen wird. Nachdem die Weltbank bereits mit ihrem Anfang des Jahres erschienenen Bericht Rising Global Interest in Farmland deutlich auf die Nachteile für die betroffene Bevölkerung hingewiesen hatte, lässt auch eine am 08.06.2011 veröffentlichte Untersuchung des US-amerikanischen Oakland Institute – einem für UNO, Weltbank und IWF arbeitenden Think Tank – kein gutes Haar an den Agrarinvestitionen.

Laut den Autoren der Studie stellen diese Investitionen im Gegensatz zu damit einhergehenden Versprechungen eine massive Gefährdung der Nahrungsmittelsicherheit in den betroffenen Ländern dar. Im Zusammenhang mit undurchsichtigen und von Korruption geprägten Abmachungen würden traditionelle Besitzrechte nicht respektiert und Bewohner_innen oft ohne Entschädigung vertrieben. Beispielhaft werden dabei die Vertreibung von 700 000 Bäuer_innen in Äthiopien oder die Zwangsrepatriierung von burundischen Flüchtlingen in Tansania, deren Lager sich auf zu verpachtendem Grund befanden, zu Gunsten des Agrobusiness beschrieben. Auch der oft vorgebrachten Behauptung, wonach sich das Interesse hauptsächlich auf Boden schlechterer Qualität ausrichte, widerspricht das Oakland Institute. So hatten in Mali Frauenkooperativen ihr erfolgreich arbeitendes Gemüseanbauunternehmen dicht machen müssen, weil ihr Land von einem Investor beansprucht wurde.

Nach Angaben der Weltbank wuchsen die Landnahmen im Jahr 2009 auf insgesamt über 50 Millionen Hektar an. In Afrika wird mit einem Anteil von 70% der Großteil der Investitionen getätigt, wobei der geringe Preis eine entscheidende Rolle spielt. Während in Argentinien oder Brasilien die Pacht von einem Hektar pro Jahr bei mehr als 5000 Dollar liegt, geben die Regierungen in Sierra Leone oder in Äthiopien den Hektar für 12 Dollar an Interessenten weiter.

Allerdings scheint die Durchsetzung der Verträge nicht reibungslos zu funktionieren. Laut Weltbank kam es bis letztes Jahr erst bei 21% der weltweit abgeschlossenen Vereinbarungen zu einer Aufnahme der vorgesehenen Kultivierung.

Quellen:

Kritik an ausländischen Agrar-Investitionen in Afrika. Neue Zürcher Zeitung. 11.06.2011

http://publications.worldbank.org/index.php?main_page=product_info&products_id=23921

http://media.oaklandinstitute.org/