Zum Inhalt springen

Senegal: Militante Massenproteste gegen Stromabschaltungen und Verfassungsreform verunsichern Regime Wadé

Am 27.06. 2011 erlebte Senegal die bisher heftigsten Proteste gegen die ständigen und oft lange andauernden Stromabschaltungen. In der Hauptstadt Dakar, die teilweise über 24 Stunden ohne Elektrizität blieb, demonstrierten am Montagnachmittag vorwiegend Jugendliche. Sie plünderten und steckten zahlreiche öffentliche Gebäude sowie Niederlassungen der Senelec, des staatlichen Energieunternehmens, in Brand. Mit brennenden Reifen blockierte Straßen legten den Verkehr über Stunden lahm und es kam immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte.

Auch in Mbour, einer Küstenstadt 80 Kilometer südlich von Dakar, hatten die Jugendlichen die Schnauze voll davon, zwei Tage und Nächte ohne Strom auskommen zu müssen. Hier bot sich am Montagnachmittag das gleiche Bild wie in Dakar: zahlreiche brennende und/oder geplünderte Gebäude staatlicher Institutionen sowie der beiden Senelec-Verwaltungen, mit Barrikaden blockierte Hauptverkehrsstraßen und ein Katz- und Mausspiel zwischen Demonstrant_innen und überforderten Sicherheitskräften, die auf die Steinangriffe mit Tränengas reagierten.

Mit den Unruhen vom 27.06. wurde das Regime unter Präsident Wadé nun zum zweiten Mal innerhalb einer Woche mit der Unzufriedenheit der Bevölkerung konfrontiert. Am 23.06. waren hauptsächlich in Dakar, aber auch in vielen anderen Städten Senegals, zehntausende von Menschen auf die Straße gegangen, um ihren Protest gegen eine vom Regime geplante Verfassungsänderung auszudrücken. Danach hätten bereits im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 25% der Stimmen – im Gegensatz zu bisher 50% – gereicht, um als Sieger aus den Wahlen hervorzugehen. Dieses Mal hatten sich auch außergewöhnlich viele Menschen an den Demonstrationen beteiligt, die sonst Protesten gegen die vielen Versuche des Präsidenten, sich mittels parlamentarischer Tricks entgegen der Verfassung erneut wieder wählen zu lassen, ferngeblieben waren. Unter der Parole „Es reicht!“ gaben an diesem Tag große Teile der Bevölkerung, darunter viele junge Leute, ihrer Wut über die Lage im Senegal unter dem Regime Wadé Ausdruck. In Dakar kam es auch dabei zu Brandstiftungen, Plünderungen, Angriffen auf staatliche Gebäude und massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bei den Unruhen, die als die schwersten seit dem Amtsantritt von Wadé im Jahr 2000 gelten, wurden unter Demonstrant_innen und Sicherheitskräften an die 100 Personen verletzt, darunter einige schwer.

Das Regime reagiert zunehmend verunsichert auf die verschärften Proteste. So zog es die geplante Verfassungsänderung einen Tag nach den Demonstrationen zurück. Zudem sagten der senegalesische Präsident und sein Außenminister mit Hinweis auf die angespannte Lage im Land ihre Teilnahme am Gipfel der Afrikanischen Union Ende Juni in Malabo ab.

Quellen:

http://www.seneweb.com/news/Societe/senegal-dakar-et-sa-banlieue-s-rsquo-enflamment-contre-les-delestages-rfi_n_47314.html

http://www.seneweb.com/news/Societe/risque-de-vandalisme-le-monument-de-la-renaissance-garde-par-l-rsquo-armee_n_47324.htm

http://fr.allafrica.com/stories/201106300716.html

http://fr.allafrica.com/stories/201106300331.html

http://fr.allafrica.com/stories/201106280320.html

Schlagwörter: