Am 20. und 21. Juli starben mindestens 18 Menschen während den schwersten Unruhen in Malawi seit Anfang der 1990er Jahre. Eine verbotene Demonstration gegen Benzinknappheit und Preissteigerungen in der Hauptstadt Lilongwe wurden von Repressionskräften angegriffen. Als die Demonstrierenden sich wehrten gab es Tote und zahlreiche Verletzte. Die Ausschreitungen griffen auf zahlreiche Städte des Landes über.
Nachdem die für Mittwoch den 20.7. angemeldete Großdemonstration unter dem Motto „Ein besseres Malawi ist möglich“ an am Vorabend von einem Gericht verboten wurde, nahmen am Mittwochmorgen schwer bewaffnete repressionsskräfte, darunter laut Augenzeugen auch mit Macheten bewaffnete Jugendmilizionäre der Regierungspartei, auf den Straßen Lilongwes Stellung. Als die ersten DemonstrantInnen auftauchten, setzte die Polizei Tränengas ein. Die DemonstrantInnen verwüsteten daraufhin Geschäfte und Büros, zündeten Autos an und errichteten brennende Straßensperren. Auch in in der zweitgrößten Stadt Blantyre, der Metropole des Nordens in Mzuzu und in anderen Städten kam es zu Demonstrationen und Ausschreitungen. In Lilongwe wurden auch Geschäftshäuser von reichen Freunden des Präsidenten angezündet.
Die Unruhen gingen am Donnerstag im ganzen Land weiter. Die meisten Tote gab es in Mzuzu, wo die Armee ausrückte.
Am Freitag patrouillierte in den wichtigsten Städten das Militär, während Angst vor neuer Gewalt nach den Begräbnissen der Getöteten umging.
Weil die malawische Wirtschaft nach Vorgaben von IWF und Weltbank vollständig exportorientiert ist, müssen die meisten lebenswichtigen Güter für teure Devisen im Ausland beschafft werden. Devisen sind jedoch knapp in Malawi, das zu den ärmsten Volkswirtschaften der Welt zählt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt 142 Euro pro Jahr. 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 42 %. Im Human Development Index (Rangliste von 2009) liegt das Land auf Platz 160 von 182.
So hängen Wirtschaft und Staathaushalt von finanziellen Zuschüssen durch IWF, Weltbank und einzelnen Spendernationen ab. Allein 40% des Staatshaushaltes wurde von ausländischen Geldgebern gedeckt, doch die halten plötzlich ihr Geld mit fadenscheinigen Begründungen zurück. Weil deswegen über 400 Millionen US-$ im Staatshaushalt fehlen, führte die Regierung die Mehrwertsteuer für Brot, Milch, Fleisch und Treibstoff ein, die bis dahin befreit waren.
Quelle: taz 23.07.2011, irinnews 25.07.2011
Weitere Fotos: http://www.faceofmalawi.com/2011/07/pictures-20july-malawi-demonstration-picture-malawi-protests/