In Italien kam es Ende Juli/ Anfang August zu mehreren gewaltsamen Demonstrationen gegen unmenschliche Bedingungen in Flüchtlingslagern.
Am Samstag, dem 30.7. ist es bei Protesten in einem Flüchtlingslager unweit von Rom zu mehrstündigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Flüchtlingen gekommen.
In der süditalienischen Region Kalabrien wurden am Abend des 1.8. bei Zusammenstößen zwischen MigrantInnen und der Polizei, 25 Menschen verletzt. Vier Flüchtlinge wurden mit dem Vorwurf verhaftet, Polizisten verletzt zu haben.
Am selben Tag blockierten in Bari mit Eisenstangen bewaffnete Flüchtlinge eine Hauptverkehrsstraße und eine Bahnlinie, zündeten Barrikaden an und zerstörten einen Linienbus. Zeitweilig mußte der Bahnverkehr eingestellt werden. Die DemonstrantInnen forderten eine Anerkennung ihres Status als Flüchtlinge. Als Repressionskräfte versuchten, die Kundgebung mit Hilfe von Tränengas und Warnschüssen zu beenden, wehrten sich die Flüchtlinge mit Steinen. Mindestens 35 Menschen wurden dabei Berichten zufolge verletzt.
Die Proteste richten sich unter anderem gegen ein kürzlich verabschiedetes Gesetz, mit dem die Frist für den Verbleib von MigrantInnen in Flüchtlingslagern zur Identifizierung von sechs auf 18 Monate verlängert wird. In dieser Zeitspanne soll ihr Status geklärt und entschieden werden, ob sie in Italien bleiben können oder abgeschoben werden. Die Betroffenen wehren sich vor allem dagegen, anderthalb Jahre lang wie Gefangene in Auffanglagern festgehalten zu werden, bis ihre Situation geklärt ist. Bereits heute warten zehntausende Migranten monatelang in den Aufnahmezentren auf eine Aufenthaltsgenehmigung oder auf die Legalisierung ihres Status.
junge Welt 02.08.2011; 03.08.2011