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Mauretanien: Unruhe wegen rassistischer Volkszählung

Die seit Mai diesen Jahres mit Hilfe von biometrischen Daten durchgeführte Erfassung der Bevölkerung Mauretaniens stößt auf zunehmenden Widerstand der ’schwarzen‘ Minderheit. Von der Regierung als Maßnahme gegen ‚illegale‘ Einwanderung und Betrugsdelikte verteidigt, fühlen sich die Gegner_innen durch die Volkszählung diskriminiert. Kritisiert wird, dass alle Personen unter 45, deren Eltern keinen Nachweis ihrer Staatsangehörigkeit erbringen können, nicht als mauretanische Bürger erfasst werden. Auch wenn von den Urgroßeltern keine Ausweispapiere oder Sterbeformulare vorgelegt werden können, droht bei Ausschluss von der Zählung die Verweigerung nationaler Ausweispapiere. Zudem sitzen in dem nationalen Komitee, das die Durchführung der Volkszählung überwacht, bis auf eine Ausnahme nur Vertreter_innen der ‚weißen‘ – nach offizieller Lesart den arabisch-berberische Mauren zugerechnet – gut 70 % der Einwohner_innen umfassenden Bevölkerungsmehrheit. Das mauretanische Regime sieht sich somit dem Vorwurf ausgesetzt, über den nach rassistischen Kriterien entwickelten Zensus insbesondere ’schwarzen‘ Bevölkerungsgruppen die Staatsangehörigkeit verweigern zu wollen.

Gegen die Volkszählung hatte am 24. und 25. September die großteils von Afro-Mauretanier_innen getragene Bewegung ‚Rühre meine Nationalität nicht an (touche pas ma nationalité)‘ in der 400 km südlich der Hauptstadt Nouakchott gelegenen Stadt Kaedi Protestmärsche organisiert, bei denen fünf Demonstrant_innen aufgrund des brutalen Einsatzes der Ordnungskräfte schwer verletzt wurden. Bei erneuten Auseinandersetzungen einen Tag später in der Stadt Maghama wurde der 19-jährige Lamine Mangane von der Polizei, die scharfe Munition einsetzte, erschossen. Zuvor durchgeführte Proteste in mehreren anderen Städten sowie der Hauptstadt blieben ohne Zwischenfälle.

Menschenrechtsgruppen setzen das brutale Vorgehen der Ordnungskräfte gegen die anfangs friedlichen Demonstrationen in Zusammenhang mit dem rassistischen Normalzustand in Mauretanien und forderten das Regime auf, den Übergriffen seitens der staatlichen Organe ein Ende zu bereiten. Zudemerwarten sie die sofortige Eröffnung einer unabhängigen Untersuchung über die Umstände des Todes von Lamine Mangane.

Quellen:

http://www.sudonline.sn/-le-fichier-de-la-honte-_a_5072.html

http://www.slateafrique.com/47021/mauritanie-recensement-tensions-raciales

http://fr.allafrica.com/view/group/main/main/id/00014134.html

http://www.fidh.org/Repression-violente-du-mouvement