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Somaliland: Richter lässt Piraten frei

„Es sollte ein Mustergefängnis werden. Rund 1,5 Millionen Dollar hatte die Uno in die Haftanstalt von Hargeisa investiert, der Hauptstadt von Somaliland. Auch Deutschland investierte einen sechsstelligen Betrag. Im Gegenzug erwarteten die Geber von der Justiz Somalilands, ein Problem der internationalen Schifffahrt zu lösen: Sie sollte Piraten besser aburteilen und – bei erwiesener Schuld – einsperren.

Doch das Vorhaben ist gescheitert. Somaliland hat von seinen ehemals 88 inhaftierten Piraten über 60 freigelassen. All die Hoffnung, die mit dem Gefängnisprojekt verbunden war – vergebens.

Die näheren Umstände der Freilassung sind noch unklar. Sicher ist nur, dass Geld geflossen ist – an den vorsitzenden Richter des regionalen Berufungsgerichts in Hargeisa, an den Direktor der frisch renovierten Haftanstalt und an Gefängnisbeamte, die den Inhaftierten gute Führung attestiert hatten. Angeblich sollen 5000 Euro pro Pirat bezahlt worden sein. Von wem das Geld kam, weiß keiner – fest steht, dass die Seeräuber nun weg sind.

Somaliland, das frühere Britisch-Somalia, hatte sich 1991 von Somalia abgespalten. Von der internationalen Gemeinschaft ist es nie diplomatisch anerkannt worden, trotzdem unterstützen Uno und EU viele Projekte in dem Land. Umso schmerzlicher ist der Rückschlag im Fall der freigelassenen Seeräuber.

Viele von ihnen sollten eigentlich Haftstrafen von bis zu 20 Jahren verbüßen, nun verschwanden sie unmittelbar nach ihrer Freilassung in Richtung des benachbarten Puntland, einem anderen Teilstaat des zerfallenden Somalias.“

Quellen:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,druck-791499,00.htm

zitiert ebenda      datiert vom 13.10.2011