Zwei Wochen lang streikten Anfang November Farmarbeiter in der südafrikanischen Provinz Western Cape für bessere Arbeitsbedingungen und Tageslöhne von 150 Rand. Der aktuellen Mindestsatz liegt bei 69,39 Rand (ca. 6,- €) pro Tag. Etliche Weinfelder gingen bei den Protesten in Flammen auf, die Staatsmacht antwortete mit schwerer Polizeipräsenz, Tränengas und Gewehrfeuer. Zwei Farmarbeiter starben durch Polizeigeschosse, Zeugen sprachen von scharfer Munition.
Mit dem Ende des Streiks ist der Widerstand der Landarbeiter noch lange nicht gebrochen. »Die können ruhig schießen, aber wir schießen zurück«, zitiert die junge Welt einen Arbeiter im Anschluß an eine Kundgebung im Dorf De Doorns, dem Ausgangspunkt der ersten Streiks, 140 Kilometer nordöstlich von Kapstadt. Zu verlieren haben die Arbeiter kaum etwas.
Vom monatlichen Mindestlohn (ca. 132 €), ziehen die Farmer noch Kosten für die Unterbringung auf der Farm, Strom, Wasser und die Einkäufe im Farmladen ab. »Am Ende gehst du mit 20 Rand nach Hause«, klagt der junge Arbeiter. Das sind 1,76 Euro – für einen Neunstunden-Tag plus Überstunden.
So machen auch die Farmer keine Anstalten, die Eskalation des Konflikts kurz vor der Traubenernte mit Zugeständnissen abzuwehren. Im Gegenteil, der Provinzsekretär des Gewerkschaftsbundes COSATU im Westkap, Tony Ehrenreich, berichtete in dieser Woche von einem »Bürgerkrieg auf niedriger Ebene«, bewaffneten Sicherheitsdiensten auf den Farmen und militanten Farmwehren gegen die Streikenden.
Geradezu zynisch nutzte Provinz-Premier Helen Zille anschließend Ehrenreichs Schilderungen, um beim Militär offiziell um die Entsendung von Truppen »in friedenserhaltender Rolle« anzufragen, um vermeintlich »ungesetzliche« Streiks zu verhindern und Schäden von Farmbetrieben abwenden. Mit den Anliegen der Farmarbeiter, den Hungerlöhnen und miserablen Arbeitsbedingungen, beschäftigte sich Zille freilich nicht. Statt dessen behauptete sie allen Ernstes, temporäre Saisonkräfte hätten die restlichen Farmarbeiter mit Einschüchterungen zum Streiken gezwungen. Im Gespräch mit der jungen Welt in De Doorns stützte diese These nicht ein einziger Arbeiter.
Der Kampf soll weiter gehen: für den 2.12. wurde eine Massenkundgebung angekündigt, ab Dienstag dem 4.12. soll wieder gestreikt werden
Junge Welt 1.12.2012