Im Sudan sind bei den schwersten Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und „Sicherheitskräften“ seit 1989 nach Oppositionsangaben über 100 Menschen getötet worden. Die Regierung spricht von 29 Toten und 600 Verhafteten.
Präsident Al-Baschir, hatte am 22.9. die Streichung von Subventionen für Treibstoff und Lebensmittel angekündigt. Daraufhin begannen Demonstrationen in Wad Madani (Gezira-State) südlich von Khartum, die schnell in die Hauptstadt schwappten und auch auf andere Städte im Land übergriffen, z.B. Kassala, Port Sudan, Gadarif, Sinaar und Nyala.
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Regierungsgebäude, Tankstellen, Autos, eine Zweigstelle der Französisch-Sudanesische Bank und ein Universitätsgebäude wurden in Brand gesetzt. Die Polizei und Militär antworteten zunächst mit Gummigeschossen und dem exzessiven Einsatz von Tränengas. Später setzten sie auch scharfe Munition ein. Die meisten starben an Schüssen in den Kopf oder in die Brust. In Madani soll ein Aktivist von Mitgliedern der regierungsnahen Jihad Brigade namens Abu Ghatada erschlagen worden sein.
Am 25.9. und 27.9. ließ die Regierung im ganzen Land das Internet abschalten. Die Schulen wurden für mehrere Tage geschlossen. Drei Zeitungen wurden in der Druckerei beschlagnahmt. Das alles, um die Mobilisierungsfähigkeit der Demonstrierenden zu untergraben.
Trotzdem kam es am Freitag, dem 27.9. mit 5.000 TeilnehmerInnen zur größten Demo in Karthum seit Jahren. Weitere 3.000 demonstrierten auf der anderen Seite des Nils, in Omdurman und 2.000 in Khartum-Nord (Bahri). Nach wie vor sind die meisten Geschäfte, Märkte und Tankstellen geschlossen, die Versorgungslage wird zunehmend prekärer.
Regierungssprecher Ahmed Bilal kündigt an, dass die Regierung die Proteste weiterhin mit drakonischer Härte unterbinden will.
Seit 2011 finden wöchentlich unter dem Radarschirm westlicher Medien Proteste gegen die sich seit der Abtrennung des ölreichen Südsudans verschlechternde soziale Lage statt.
Die neue Protestwelle zeichnet sich laut der oppositionellen ägyptischen Internetseite girifna dadurch aus, dass die Proteste nicht von bekannten politischen Parteien, Fraktionen oder Bewegungen angeführt werden und dass sie in allen Regionen des Landes und in den meisten Vierteln der Hauptstadt (nicht nur in wenigen Stadtteilen) stattfinden. Das überfordere die Sicherheitskräfte, die sogar Sesselpupser aus der Verwaltung auf die Straße schicken müssen.
1989 wurden die Proteste erst durch den Putsch der islamo-faschistischen Offiziere um Al-Bashir gestoppt.