In der im Nordwesten Algeriens gelegenen Stadt Tiaret gingen die Menschen am 1. Juni auf die Straße, um gegen die zunehmend unzureichende Versorgung mit Trinkwasser zu demonstrieren. Zahlreiche Demonstrant*innen zogen vermummt mit leeren Wasserkanistern durch die Stadt. Sie setzten Reifen in Brand und legten mit Barrikaden den Verkehr lahm. Zwei Tage später blockierte eine größere Menschenmenge den Amtssitz des Präfekten, um ihn so zu zwingen, sich ihren Forderungen zu stellen. Die knapp 200 000 Bewohner*innen mussten seit gut drei Wochen für die Versorgung mit Trinkwasser Schlange stehen, weil monatelange Trockenheit das normale Leitungssystem hatte zusammenbrechen lassen.
Die Proteste von Tiaret fanden aufgrund der Medienzensur zwar nicht den Weg in die algerische Presse, sorgten aber für eine schnelle Reaktion der Regierung. Um mögliche Unruhen am islamischen Opferfest vom 16. bis 20. Juni zu vermeiden, kündigte der Minister für Wasserwirtschaft ein kurzfristiges Projekt zur Versorgung der Stadt mit Trinkwasser aus einem anderen Einzugsgebiet an.
Trotzdem bleibt angesichts des fortschreitenden Klimawandels die Wasserversorgung in dem Wüstenstaat Algerien ein großes Problem. Ende Mai dieses Jahres sperrten die Behörden den 200 000 Haushalten im Oran, der zweitgrößten Stadt des Landes, für eine ganze Woche alle Zuleitungen.
aus: Le collimateur 03.06.24 / AP 11.06.24 / le 360 03.06.24 / Maroc Hebdo 06.06.24 / jeune afrique 14.06.24