Sambische Bäuer*innen werfen dem in Berlin ansässigen Agrarinvestor Amatheon vor, sie von ihrem Land vertreiben zu wollen.
Die Amatheon Agri Holding hatte 2012 im Distrikt Mumbwa begonnen, auf einer Fläche annähernd so groß wie der Bodensee hauptsächlich Monokulturen mit Mais und Soja anzubauen. Um die eigene Wasserversorgung abzusichern, legte sie zudem in dem dort liegenden Fluss Staudämme an.
Schon seit längerer Zeit klagt die vorwiegend bäuerliche Bevölkerung vermehrt darüber, dass der Agrarinvestor den Zugang zum Wasser auf dem frei zugänglichen Gelände immer mehr einschränkt. Eine Wäscherin berichtete, nach Festnahme durch die lokale Polizei zum Firmengebäude gebracht und dort für acht Stunden festgehalten worden zu sein. Andere erzählten, dass angebautes Gemüse von dem Wachpersonal ausgerissen, mit Herbiziden übergossen und angezündet worden sei. Bäuer*innen beschwerten sich darüber, nach der Tränkung am Staudamm konfiszierte Ziegen und Rinder erst nach Zahlung von hohem Lösegeld von Amatheon wieder bekommen zu haben.
Der Agrarinvestor sieht sich im Recht, da er das Land für 99 Jahre gepachtet und dafür auch Entschädigungen gezahlt habe. Die Auslegung der Rechtslage ist jedoch nicht eindeutig. Obwohl der sambische Staat über ein 1995 verabschiedetes Landgesetz den Boden offiziell in Staatsbesitz überführte – womit sich staatliche Organe die Berechtigung sicherten, diesen an private Firmen oder andere Interessent*innen zu verpachten -, sind entsprechend dem alten Gewohnheitsrecht weiterhin kommunale Entscheidungsträger*innen in Auseinandersetzungen dieser Art involviert. So hatte ein lokaler Chief eine Verfügung erwirkt, die Amatheon untersagte, ein Teil seines ‚eigenen‘ Grundstücks zu betreten. Kurz nach Inkrafttreten der gerichtlichen Anweisung kam es jedoch zu einem Treffen zwischen ihm und Amatheon, was zu einer Rücknahme der Verfügung führte.
Seitdem eskaliert der Konflikt zwischen der Bevölkerung und dem Investor. Zahlreiche Haushalte erhielten im August eine Räumungsaufforderung. Als mutmaßliche Warnung wurden Hütten in Brand gesetzt. Laut der NGO FIAN könnten mehr als 10 000 Menschen von der Vertreibung betroffen sein.
Mit Unterstützung von FIAN hielt am 7. Juni eine Delegation der betroffenen Bäuer*innen eine Protestaktion vor der Amatheonzentrale in der Berliner Friedrichstraße ab. Der Investor hatte ein Gespräch abgelehnt. Auch ein Treffen mit Vertreter*innen des Auswärtigen Amts verlief für die Betroffenen enttäuschend. Es wurde dort keine Handlungsmöglichkeit gesehen.
Aus: Frankfurter Rundschau 03.09.24 AFRICA live 03.09.24 https://www.fian.de/aktuelles/berliner-agrarinvestor-amatheon-konflikte-um-land-und-wasser-eskalieren/